28. August 2017

Interview mit einem Traumdoktor

Saskia Reisner ist Gymnasiastin und arbeitet zurzeit an ihrer Maturaarbeit zum Thema «Humor und Freude und deren Auswirkung auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen». Dadurch ist sie auf die Stiftung Theodora gestossen; vor allem interessiert sie die Absichten der Traumdoktoren und die Auswirkungen auf junge Patienten erfahren. So kam ein Interview mit Tommy Müller alias Dr. U. Fröhlich zustande.

 

Wieso haben Sie diesen Beruf gewählt?

Ich wollte meine Fähigkeiten und Leidenschaften in einer sinnvollen Tätigkeit einsetzen.

 

Was motiviert Sie, in Ihrem Beruf zu arbeiten?

Die Veränderung der Stimmung im Spitalzimmer; das Leuchten in den Augen der Eltern, wenn sie ihr Kind glücklich sehen; das Lachen, das anhält wenn ich das Zimmer bereits verlassen habe.

 

Wie haben Sie Ihren Humor erlernt?

Das Leben zeigt, dass es mit Humor einfacher geht. Während meinen Ausbildungen erlang ich auch die technischen Fähigkeiten, um Humor gezielt einzusetzen. Ausserdem macht es mir extrem Spass, Dinge zu üben, die lustig sind.

   Dr. U. Fröhlich mit einem kleinen Patienten im Kantonsspital Aarau. Bild: Bodo Rüedi

 

Wie häufig statten Sie den Patienten einen Besuch ab?

Etwa sechsmal im Monat.

 

Auf welche Art und Weise versuchen Sie die Patienten zum Lachen zu bringen?

Ich versuche erst, die Stimmung im Zimmer wahrzunehmen und das Kind etwas kennen zu lernen. Nicht alle lachen über das Gleiche. Sehr oft funktioniert es, zu scheitern. Zum Beispiel beim Versuch, Seifenblasen zu machen. Doch das Ziel ist nicht nur, die Kinder zum Lachen zu bringen. Da geht es ums Spielen, zuhören, zerstreuen, frischen Wind ins Zimmer bringen.

 

Auf was ist speziell zu achten beim therapeutischen Humor?

Der therapeutische Aspekt steht bei meiner Arbeit nicht im Fokus. Speziell müssen wir darauf achten, dass wir mit Patienten arbeiten, also mit kranken oder verletzten Kindern. Dies bedarf einer sehr feinfühligen Herangehensweise.

 

Wie wichtig empfinden Sie es, Patienten während des Genesungsprozesses zum Lachen zu bringen?

Gerade in schwierigen Momenten kann der Humor den Blickwinkel verändern. Und ich kann mir durchaus vorstellen, dass eine positive Gemütsverfassung auch einen Genesungsprozess positiv beeinflussen kann. Aber vor allem finde ich es wichtig, weil es gut tut.

 

Was denken Sie, inwiefern hilft der Besuch eines Spitalclowns den Patienten, um wieder gesund zu werden?

Wie gesagt, das Therapeutische steht nicht im Vordergrund. Ich möchte mit dem Kind ein paar schöne Minuten verbringen. Wenn es ihm dadurch besser geht, freut mich das natürlich sehr. Manchmal hilft der Umweg über den Humor, gewisse Behandlungen zu akzeptieren. Es kann passieren, dass ein Kind, welches mit mir zusammen gelacht hat, anschliessend der Pflegeperson mit einem Medikament in der Hand offener begegnet.

 

Was konnten Sie bereits für Erfahrungen sammeln/beobachten? Hat Freude und Humor einen Einfluss auf die Gesundheit der Patienten?

Die Pflegepersonen, Ärzte, Therapeuten – das ganze Spitalteam arbeitet an der Gesundheit der Patienten. Ich kümmere mich derweil um die gute Stimmung – wie übrigens das Spitalteam auch!

 

Spitalclowns statten hauptsächlich Kindern und sehr jungen Patienten einen Besuch ab. Denken Sie, es wäre auch für Erwachsene Patienten förderlich, während Ihrer Gesundung zu lachen?

Wer lacht schon nicht gerne. Ich jedenfalls, fühle mich nach dem Lachen besser als vorher. Als Patient wäre es mir bestimmt recht, viel Lachen zu können, sogar wenn es meiner Heilung nicht speziell förderlich wäre.

 

Haben Sie Ideen wie man älteren Patienten eine Freude machen könnte?

Vielleicht mit einem Einzelzimmer, tieferen Krankenkassenprämien und farbigen Nachthemden? … In der Tat haben ältere Patienten andere Bedürfnisse als Kinder. Sie möchten nicht wie Kinder behandelt werden und einem Clownbesuch stünden wohl viele skeptisch gegenüber.

 

Halten Sie sich durch Ihren Beruf selber fit und gesund?

Es kann schon sein, dass man durch einen Beruf, den man liebt – und das tue ich – gesünder bleibt. Und ich hoffe doch, dass mich der Kontakt mit Kindern, das Kreative meiner Tätigkeit und mein lebensfrohes Wesen fit und gesund halten. Und das ist wichtig. Fit und gesund bin ich lustiger.

 

Könnte man Humor und Freude auch präventiv einsetzen?
Seit ich diesen Beruf ausübe, falle ich seltener die Treppe runter und habe keine Masern mehr. Humor und Freude scheinen bei mir also definitiv präventiv zu wirken. Im Ernst: Humor und Freude schützen wohl nicht vor Krankheit und Unfall. Sie können uns aber im Umgang damit helfen. Ausserdem soll lachen ja gut sein für Durchblutung, Atmung, Muskulatur und so. Und wenn das Lachen nichts genützt hat, so hat es doch Spass gemacht!

 

Vielen herzlichen Dank, Saskia Reisner und Tommy Müller, für dieses äusserst spannende Gespräch!

Hier sind Dr. Gili Gili und Dr. U. Fröhlich zusammen bei den Kindern im Spital unterwegs. Bilder: Bodo Rüedi

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